Warum beginnen Aufzeichnungen wie diese mit dem Osterfeuer in Seedorf? Das ist eine lange Geschichte, besser gesagt: eine lange Tradition und anschließend auch ein langer Abend. Fangen wir mit der langen Geschichte an: Es war einmal … vor mehr als 30 Jahren, da war der so genannte „Eiserne Vorhang“ besonders hier an der Elbe hautnah erlebbar – als geteilter Strom, mit Patroullienbooten und Grenzsoldaten, als brutaler Stacheldrahtzaun mit Wachttüttrmen und Schießanlagen. Und im Schatten dieser unmenschlichen Grenze entwickelten sich paradiesisch anmutende Biotope, erhielten sich historische Dorfanlagen und eine ländliche Idylle – das Wendland und das Urstromtal der Elbe. Diese Idylle im Schatten der DDR-Grenze war es, die uns, Anke und mich zum ersten Mal hier her zog. Es war das Jahr 1975 – zunächst mit Dauerziel Schnackenburg, später Grippel und seit 11 Jahren Seedorf.
Nun kommen wir zur Tradition: Osterfeuer bedeuten in Norddeutschland den Abschied vom Winter.
Und diese Tradition bedeutet in Seedorf: Der Brandmeister hat seit Wochen und Tagen Äste und Strauchwerk zusammengefahren und zu einem großen Holzhaufen nördlich des Dorfes zusammen geschoben. Mit reichlich Stroh lässt sich das Feuer gut entzünden, und so knistert es bald und strahlt eine wohlige Wärme aus. Und jetzt kommen alle mit ihren Bollerwagen auf dem holperigen Feldweg angefahren. Im Gepäck: Eine Kiste Bier und für die Frauen Obstwein und Sekt – so kann das Osterfeuer nur ein richtiges Dorffest werden.
Und wenn dann das Feuer herunter gebrannt ist, Bier und Obstwein ausgetrunken sind und jeder aus dem Dorf meint, das Fest am Feuer könnte langsam zu Ende gehen, geht es in die Stuben: Der Bollerofen ist entfacht, der Korn ist gut gekühlt und das Bier ist reichlich vorhanden. Das ist gute Tradition im Wendland!
Trauermantel, Tagpfauenauge und Zitronenfalter sind die großen Schmet-terlinge an der Elbe, denen wir immer wieder begegnen – zarte Elfen und für uns herrliche Fotomotive.
