Seychellen – Ein Stück Paradies auf Erden

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Blick auf die Beau Vallon Bucht auf Mahé

Inna liegt neben mir auf dem Strandtuch und sagt voller Begeisterung: „Einen so feinen Sand habe ich noch nie erlebt.“ Dabei lässt sie den Sand andächtig durch ihre Finger rieseln und schaut sich die feinen, weißen Sandkörner genauer an. Mir ist der feine Sand auch aufgefallen, da er nicht so bestialisch zwischen den Fußzehen scheuert, wenn man seit langem mal wieder Flip-Flops trägt und die Füße dies nicht mehr gewohnt sind. Diese banale Entdeckung behalte ich aber erstmal für mich und pflichte Inna bei. Wir liegen glücklich, aber auch etwas erledigt am Strand des Beau Vallon an der Nordwest-Küste von Mahé, hören dem Rauschen der Wellen zu und genießen die Sonne. So stellt man sich das Paradies vor, aber bis hierher war es ein langer Weg.

Reisen in Zeiten von Corona

Handgepäck für drei Wochen Inseltrip

Angefangen hat unsere Vorbereitung ein paar Wochen vor unserer Einreise. Neben dem üblichen Besorgen von Ausrüstung, Kleidung und Fotozubehör müssen wir dieses Jahr mit der Einreiseapp der Seychellen auch eine besondere digitale Reisevorbereitung durchführen. Die App ist in jedem Appstore zu finden und leitet einen ganz einfach durch die Antragsstellung der Einreise. Ein Tipp von uns, man sollte sich am besten alle erforderlichen Unterlagen parat legen, digital als PDF, JPEG oder analog zum Abfotografieren und Einfügen in die App. Zum Zeitpunkt unserer gewünschten Einreise sind sämtliche Buchungsbelege der Flüge und Unterkünfte, Krankenversicherungsnachweise und Corona-Impfnachweise erforderlich.

Da wir unsere Flüge direkt bei Emirates und die Unterkünfte bei Booking.com sehr unproblematisch selber gebucht haben, können wir alle Unterlagen schnell zusammentragen. Insgesamt sind wir aber trotzdem einen Abend beschäftigt, da die App immer wieder abstürzt und man alles neu eingeben muss, wenn man nicht schnell genug ist. Ein echtes Geduldsspiel. Nach der korrekten und überprüften Eingabe unserer Daten, bekommen wir am nächsten Tag einen QR-Code, welcher uns die Einreise auf die Seychellen erlaubt. Tatsächlich wird dieser QR-Code in einigen Fällen durch die Behörden bei der Einreise überprüft. Der Erste Schritt in Richtung Paradies ist getan.

Der Tag der Abreise kommt immer näher, aber nicht die Seychellen mit ihrem tropischen Klima und unbekannten Tier- und Pflanzenarten, sondern die Berichterstattungen über den Flughafen Düsseldorf, von welchem unser A380 von Emirates abfliegen soll, machen uns Sorgen. Vermutlich in Folge der langen Schließungen durch Corona haben sich viele der Angestellten, besonders in der Gepäckabfertigung, einen neuen Arbeitsplatz gesucht. Dies führt zu Personalnot, sodass die Abläufe des Flughafens schwer gestört sind. Reisende werden dazu aufgefordert, schon Stunden vor ihrem Flug am Flughafen zu sein. Dies berücksichtigen wir und sind mehrere Stunden früher am Flughafen, trotz eines kleinen Zwischenfalls pünktlich am Gate und letztendlich im Flugzeug Richtung Mahé mit Zwischenlandung in Dubai. Auf den Flügen herrscht Maskenpflicht. Das lange Tragen der Maske ist für uns zwar berufsbedingt nicht ungewohnt, aber geschlafen haben wir bisher noch nicht mit Maske. Aber auch das ist kein Problem und bringt uns wieder einen Schritt weiter Richtung Paradies.

Nach zwei Flügen über Dubai mit gewohnt gutem Essen und Service von Emirates kommen wir zwar müde, aber glücklich auf dem kleinen Flughafen von Mahé an. Der Flieger ist zwar gut besucht, aber auch hier merkt man die Veränderungen durch die Coronapandemie. Bei der Einreise wird mithilfe von Wärmebildkameras die Körperwärme gemessen, dann werden gegebenenfalls die Einreisedokumente und Impfnachweise überprüft, wenn man ausgesucht wird. Wir schaffen es ohne Überprüfung durch die Einreise und sind endlich da, wo wir hin wollen, im Paradies!

Mahé

Für alle, die eine Reise auf die Seychellen planen, haben wir vorab folgende Tipps und Hinweise:

  • der Urlaub wird nicht günstig, was aber leider auch nicht bedeutet, dass man einen guten Service bekommt,
  • man sollte auf den größeren Inseln Mahé und Praslin ein Auto zur freien Erkundung der Inseln mieten und
  • man sollte sich möglichst von Hunden fern halten, egal ob frei herumlaufend oder auf einem Privatgrundstück.

Beachtet man diese Hinweise, dann kann man einen beeindruckenden Urlaub in einer einzigartigen Landschaft verbringen.

Diese Erkenntnisse hatten wir aber natürlich erst nach unserem Urlaub und so machen wir leider ein paar Fehler, aber daraus lernt man ja bekanntlich. Einer davon ist, dass wir uns kein Auto ausleihen, so erkunden wird die Hauptinsel Mahé mit dem Bus und zu Fuß, was einige Abenteuer und unerfreuliche Begegnungen mit Hunden mit sich bringt. Die Busverbindung vom Haupttouristen-Spot, dem Beau Vallon Strand, nach Victoria, der Hauptstadt der Seychellen – sie ist mit ca. 26.450 Einwohnern die kleinste Hauptstadt der Welt – ist schnell, günstig und unkompliziert, aber man muss sich an flexible Abfahrtzeiten und den selbstzerstörerischen Fahrstil der Busfahrer gewöhnen. Der Linksverkehr und die schmalen Straßen, die an einer Seite durch schroffen Fels und an der anderen Seite durch eine steile Abbruchkante begrenzt werden, lassen uns ziemlich schwitzen. Hinzu kommt, dass es gerade als wir in den Bus einsteigen, stark anfängt zu regnen. Regen werden wir immer wieder erleben, denn auch wenn es Trockenzeit ist, bringt der Südostmonsun neben vorwiegend trockenem und windigem Wetter auch regelmäßig Regenwolken mit, die sich auf Mahé an den Bergen des Morne Seychellois National Park abregnen. Der höchste Punkt ist mit 905 Metern der Morne Seychellois. Wir schlängeln uns in halsbrecherischem Tempo in dem alten, ausgedienten und laut tuckernden Tata-Bus über die Gebirgskette und kommen nach ungefähr 20 Minuten in Victoria an.

Mit dem Tata-Bus durch den Regen nach Victoria

Es Regnet in Strömen und deshalb suchen wir Zuflucht im nahe gelegenen Hindu-Temple. Bunt, mit zahlreichen Statuen der Hindu-Gottheiten verziert liegt er an der zentralen Bushaltestelle der Stadt. Die Hindu-Priester sind sehr freundlich und laden uns ein, zusammen mit vielen Schaulustigen, welche die Eingangshalle vor dem Heiligtum förmlich verstopfen, einer besonderen Zeremonie beizuwohnen. Laute, fremdartige Klänge dröhnen uns entgegen, die Luft ist durch die vielen Räucherstäbchen schwer einzuatmen und die Temperatur drückend heiß und nicht mehr so angenehm wie sonst, da am Strand oft ein laues Lüftchen vom Meer her weht, das seinen Weg hierher nicht findet.

Zeremonielle Musik im Hindu-Tempel Mahé

Auffällig ist, dass die Seychelloirs ganz unterschiedliche Hintergründe und Familiengeschichten haben. Viele von ihnen haben außerhalb der Seychellen Verwandte und waren lange im Ausland, um dort zu arbeiten. Wir treffen aber auch einige ältere Seychelloirs, die im Alter zurück auf die Seychellen gekommen sind. In der Besiedlungsgeschichte der Seychellen spielt die Kolonialisierung durch die Engländer und Franzosen eine große Bedeutung, da die Seychellen vorher eine unbedeutende Inselgruppe im Indischen Ozean waren. Erst 851 werden die Seychellen in arabischen Dokumenten erwähnt, 1742 landen die ersten Franzosen auf den Seychellen und geben ihnen ihren heutigen Namen, welcher auf den Finanzkontrolleur von Ludwig XV., Moreau de Séchelles, zurück geht. 1770 kamen dann die ersten Siedler mit ihren Sklaven auf die Seychellen. Sie legten Palmplantagen zur Kopra- und Palmölgewinnung und Vanilleplantagen an, die bis heute bestellt werden. In den Touristenläden kann man überall entsprechende Produkte kaufen. In den Folgejahren wurden zur Beschäftigung auf den Plantagen Kreolen afrikanischer und europäischer Abstammung aus Mauritius hergebracht, weitere kamen aus Madagaskar, Mosambik und wenige aus Indien. Aus diesem Grund sehen die Seychelloirs sehr unterschiedlich aus und haben ganz vielfältige familiäre und kulturelle Hintergründe. 1814 gingen die Seychellen offiziell an Großbritannien und erst 1976 erlangten sie die Unabhängigkeit, blieben aber im Commonwealth. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Heterogenität der Seychelloirs erklären und verstehen. Ein problemloses Nebeneinander verschiedener Kulturen und Religionen herrscht, wie man es gerne überall hätte. Dazu passt, dass wir auf der ganzen Reise keine negativen Erfahrungen mit den Seychelloirs gemacht haben.

Sogar die Preisverhandlungen mit Taxifahrern und Souvenierhändlern, zum Beispiel auf dem zentralen Sir Selwyn Selwyn-Clarke Market im Herzen der Hauptstadt Victoria hat sich als wunderbar unkompliziert herausgestellt, da die Seychelloirs eine für uns sehr angenehme innere Ruhe besitzen, viele Situationen mit Humor nehmen und sehr entspannt wirken. Die Preise sind, so wie wir es erlebt haben, Festpreise und überall gleich. Kleine Unterscheide gibt es manchmal natürlich schon, aber einen Verhandlungsmarathon wie in Indien oder der Türkei muss man nicht befürchten.

Bei so vielen positiven Eindrücken sind wir von einer Sache aber etwas enttäuscht und das ist das Essen. In unserer kleinen und sehr schönen Unterkunft in Mare Anglais, welches an der Nordwest-Küste von Mahé in direkter Nähe zur Strandpromenade des Beau Vallon liegt, haben wir zwar eine kleine Küche, aber keine Kochmöglichkeit. Aus diesem Grund haben wir uns auf den hoch angepriesenen kreolischen Streetfood an der Standpromenade des Beau Vallon gefreut und wurden etwas enttäuscht. Abends tummeln sich dort viele Touristen und Einheimische vor den wenigen Ständen. Die Auswahl bestand aus Pizza, Burger, Hühnchen-Schawarma, Samosa und zumindest einem Stand mit kreolischem Essen, welches aber ziemlich schlecht ist und der Stand ist bis auf einen oder zwei Tage in der Woche geschlossen. Der Fisch ist alt und als Beilage gibt es nur einen lieblosen Krautsalat und puren Reis oder Pommes. Das hatten wir so nicht erwartet. Ganz anders sind die übrigen normalen Streetfood-Buden. Die Pizza und die Burger sind gut und die Samosas ein Geheimtipp, da sie in allen Supermärkten und Ständen angeboten werden und nach einem Familienrezept selber hergestellt werden. Außerdem geht Fried Rice mit Shrimps und Chilisauce immer! Richtig lecker!

Möchte man die typisch kreolische Küche probieren, muss man in einem Restaurant Essen gehen. Das ist auf den Seychellen zwar eine schöne Sache, hat aber ähnliche Preise wie in Deutschland. Man sollte es sich aber gönnen, da die kreolische Küche sehr vielfältig und schmackhaft ist. Besonderheiten sind hier die verschiedenen Currys mit Fisch, Oktopus und Gemüse wie Auberginen. Frische Curry-Blätter, Four-Spices-Blätter – nach den vier wichtigen Gewürzen Pfeffer, Nelken, Muskat und Zimt – und Zimtblätter geben den auf der Basis von Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer gekochten Gerichten eine besonders fruchtige und exotische Note. Normalerweise gibt es dazu Reis. In den Restaurants kann man aber auch sehr gute Hühnchengerichte und Kartoffeln erhalten, was eher eine Anlehnung an die europäisch-französische Küche sein könnte. Die Einflüsse der ehemaligen Kolonialherren sind auch in der Küche spürbar. Gerne probieren wir alles aus, auch die für diese Gegend typische Brotfrucht, die kartoffelähnlich schmeckt. Nur um eine Sache machen wir einen großen Bogen, Flughund-Curry. Wenn die Sonne unter geht, hört und sieht man überall in den Bäumen die großen Flughunde sitzen, die kopfüber im Baum ihre Früchte verspeisen. Ihr Fleisch wird als lokale Delikatesse gehandelt und soll ähnlich wie Wildfleisch schmecken. Wir finden die Vorstellung ein solches Tier zu verspeisen komisch und haben außerdem Bedenken, eine exotische Krankheit zu bekommen, da es sich um Wildtiere handelt.

Auch die Supermärkte sind etwas speziell. In den meisten Fällen werden sie von Indern geführt und erinnern stark an unsere Asia-Shops. Bis zur Decke stapeln sich unterschiedliche arabische und asiatische Produkte, Gemüse und Fleischprodukte sind relativ teuer und selbst die Seychelloirs können sich nicht alles problemlos leisten, auch wenn die Region das höchste Bruttoinlandsprodukt Afrikas erwirtschaftet. Viele Produkte wie Gemüse und Obst bauen die Seychelloirs in ihren Gärten selber an und bringen ihre Ernte dann auch gerne zum örtlichen Supermarkt, wo sie dann verkauft werden. Etwas eigen in Form und Farbe, aber trotzdem lecker. Besonders beliebt ist meiner Meinung nach der aus heimischer Produktion stammende und günstige Dosenthunfisch. Die Früchte haben uns aber wiederum für alles Komische entschädigt. Sie sind frisch und wunderbar aromatisch, sodass unser Mittagessen aus Samosas aus dem kleinen Supermarkt und Bananen, Kokosnuss und Jackfruit besteht, die wir bei unserem Lieblingsverkäufer am Strand kaufen. Ein Bär von Mann mit eher europäischen Gesichtszügen und einer von der Sonne braun gegerbten Haut. Er begrüßt uns immer mit einem Strahlen im Gesicht und brüllt uns über seine auf einem Holztisch liegende Auslage die neuesten Angebote entgegen. Morgens ist er mit einem keinen Boot auf dem Wasser zum Fischen. Den frischen Fang des Tages verkauft er dann am Morgen neben den Früchten und was nicht verkauft wird, grillt er manchmal mit Freunden am Strand.

Ein tolles Leben könnte man sagen, aber dieses paradiesische Leben hat auch seine Kehrseiten. So erleben wir es auf unseren Spaziergängen an der Küste entlang, dass die Seychellen ein massives Drogenproblem haben. Besonders harte Drogen wie Heroin sind verbreitet und werden von einigen Teilen der Bevölkerung teilweise öffentlich konsumiert. Schätzungen zufolge sind etwa 10 Prozent der Bevölkerung der Seychellen heroinabhängig, dies ist die höchste Quote auf der Welt. Wir können es uns nur so erklären, dass das Leben auf einer Insel die zu großen Teilen vom Tourismus lebt und die Arbeitslosigkeit hoch ist, besonders vermutlich zur Hochzeit der Coronapandemie, und es auch nur eingeschränkte Chancen für die junge Bevölkerung gibt, manchmal perspektivlos erscheint. Die Seychellen haben zwar mit anderen Staaten Universitätskooperationen, da nicht alle Studienrichtungen an der University of Seychelles angeboten werden. Für diesen Weg benötigt man aber entsprechende finanzielle Möglichkeiten und gegebenenfalls die richtigen Kontakte. Ist man mittellos, bleibt einem vermutlich nur das endlose Ausharren auf der Insel. In dieser Situation kann einem auch das Paradies auf Erden wie eine persönliche Hölle vorkommen.

Wie im Paradies fühlen wir uns auf jeden Fall an den weißen, wunderschönen Sandstränden. Der Beau Vallon ist der längste und wohl touristisch am besten erschlossene Strand der Insel, da er über eine breite Strandpromenade mit Restaurants, Streetfood-Buden, kleinen Souvernierständen und Bars verfügt. Am Abend treffen sich hier auf einem großen Parkplatz auch die Seychelloirs und feiern bei selbst mitgebrachtem Essen und lauter Musik aus großen Boxen den Feierabend. Am Tag erkunden wir die Strände etwas östlich Richtung Mare Anglais und finden einsame Strandabschnitte, da am Hauptstrand zu viele Menschen und kein Korallenriff sind. Unsere Schnorchelausrüstung haben wir Immer dabei, da wir auch die Unterwasserwelt der Seychellen erkunden wollen. Voller Vorfreude gehen wir ins Wasser und werden schnell gebremst. Es geht sehr seicht mit vielen Steinen und spitzen Korallenresten ins Wasser. Zwischen den Steinen verstecken sich außerdem schwarze Seeigel, welche hier sehr zahlreich sind. Vorsichtig und mit Wasserschuhen staksen wir eine Weile durch das Wasser, aber ein gelöstes Schnorcheln will uns einfach nicht gelingen. Was wir nämlich nicht bedacht hatten, das sind die Gezeiten dieser Gegend. Gegen Vormittag bis Mittag, wenn wir am Strand sind, ist Niedrigwasser, am Morgen und Abend ist Hochwasser, bei dem man viel besser ins Wasser kommt. Etwas enttäuscht verlagern wir das Schnorcheln auf später und entspannen uns am Strand. Aber auch das entspannt am Stand liegen ist an manchen Stellen etwas problematisch.

Problematisch sind nämlich die frei herumlaufenden Hunde, die sehr freundlich und lieb, aber auch ausgehungert und aggressiv sein können. Dann vermiesen sie einem den Strandtag ganz gehörig. Auch wir hatten gleich zwei unschöne Begegnungen mit Hunden. Auf den Seychellen gab es lange keine regulierende Gesetzgebung, sodass sich die Seychelloirs unkontrolliert Hunde und Katzen zulegen konnten. Da es unüblich ist, diese im Haushalt zu haben, laufen sie frei auf den Inseln herum, dösen im Schatten, schlendern an den Stränden entlang, suchen ausgemergelt nach Futter und tun sich teilweise in ganzen Rotten von mehreren Tieren zusammen. Der Zustand der Tiere ist in den meisten Fällen nicht gut, da sich ihre BesitzerInnen nicht um die Tiere kümmern und ihnen weder Nahrung geben, noch mit ihnen bei Beschwerden und Krankheiten zum Tierarzt gehen. Auf den Seychellen ergeht es so aber vielen Tieren, da sie allgemein keine Rechte haben. Noch schlimmer geht es Katzen, da sie den Hunden rein körperlich untergeordnet sind. Sie suchen teilweise ganz bewusst die Nähe von Menschen als Schutz vor anderen Tieren. An vielen Orten sehen wir eingesperrte Tiere, wie Flughunde und Schildkröten, die unter schlechten Bedingungen für Touristen zur Schau gehalten werden.

Für mich ist dieses Verhalten nur schwer nachzuvollziehen und es zeitigt für mich die negative Seite einer relaxten Haltung, im Extremfall geht sie nämlich in eine Haltung über, die man auch mit „alles egal“-Haltung beschreiben kann. Diese Probleme sind allgemein bekannt, werden aber nicht offen thematisiert. Erst auf Nachfrage erklärt uns unsere sehr freundliche Haushälterin aus Nepal, dass Touristen auch schon von Straßenhunden gebissen wurden. In dem Fall wäre der schöne Strandurlaub dann erstmal unterbrochen. Diese Problematik soll natürlich nicht öffentlich bekannt werden, was dazu geführt hat, dass die Regierung der Seychellen vor einigen Jahren regulierende Gesetze eingeführt hat. Diese greifen aber noch nicht ausreichend, da sich noch zu wenig geändert hat. Umgehen kann man diese Schwierigkeit, indem man viel mit dem Leihwagen unterwegs ist, da man den Hunden dann erstmal aus dem Weg gehen kann. Auf jeden Fall sollte man als Proviant keine Pizza mit Schinken vom Vortag im Rucksack haben, sonst ergeht es euch wie uns und ihr habt viel Spaß mit aufdringlichen, kläffenden, knurrenden und schnappenden Hunden. Aber außer einem Schrecken ist uns zum Glück nichts passiert.

An unserem letzten Abend auf der Insel genießen wir den Sonnenuntergang am Strand, trinken ein kühles Seybrew und hören den Flughunden hoch über unseren Köpfen zu, wie sie sich lauthals um die größte und leckerste Guave streiten. Am nächsten Morgen geht es für uns mit der Fähre weiter nach Praslin.

Praslin

Allgemein gliedern sich die Seychellen in die inneren und äußeren Inseln. Die äußeren bestehen aus Koralleninseln und Atollen wie der Aldabra Gruppe mit dem Aldabra Atoll und dem Cosmolédo Atoll. Sie sind dünn besiedelt, nicht gut erschlossen, schwer zu erreichen und nur einzelne sind exklusive Ferienresorts. Ganz im Gegensatz zu den markanten Granitinseln der inneren Seychellen, zu denen die Inseln Praslin, La Digue, Curieuse, Frégate und Aride etwa 90 Kilometer nordwestlich und -östlich um Mahé gehören. Sie sind relativ einfach per Fähre oder Flugzeug zu erreichen, die Tickets kann man im Voraus problemlos übers Internet buchen. Wir empfehlen wenn möglich die Wahl des Transfers wetterabhängig zu machen und dies kurzfristig zu entscheiden, da der Kapitän des schnellen Speed-Katamarans weder Boot, noch Mannschaft und Passagiere schont und auch bei starkem Seegang und Wind mit heulendem Motor und voller Fahrt über bzw. durch die bewegte See brettert. Was bei unserer Überfahrt von Mahé nach Praslin passiert, haben wir vorher noch nicht erlebt! Das Boot wird von einer Wellenwand zur nächsten geschleudert, manchmal sieht man durch die Fenster nur eine Wasserwand und keinen Horizont, weil sich das Boot so sehr nach vorne und zu den Seiten neigt, dann durch eine Welle hindurch stößt, um sich dann wieder ohne Vorwarnung in die andere Richtung zu neigen. Nach ungefähr einer Stunde hat auch der härteste Magen aufgegeben und die Bootsmannschaft ist nur noch damit beschäftigt, den Touristen Tücher und Beutel zu reichen. Ein unfassbares Schauspiel, was wir gerne vergessen wollen.

Fahrt mit dem Taxi durch das Vallée de Mai

Zum Glück halten wir alles ohne Unglück aus und kommen nach ca. eineinhalb Stunden am Hafen von Praslin an. Länger hätte es aber auch für uns nicht gehen dürfen. Die Menschen stürmen erfreut aus dem Bootsrumpf, um wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Aber wie gesagt, es ist wetterabhängig, bei gutem Wetter hat man eine entspannte Überfahrt mit einem unterhaltsamen Fernsehprogramm und guten Sitzmöglichkeiten. Wenn man möchte, kann man auch auf dem Oberdeck sitzen und die frische Meeresbrise bei einem kleinen Schläfchen genießen. Reisen kann so schön sein…

Unsere Unterkünfte haben wir per Booking.com von Deutschland aus gebucht und können sowohl über Whatsapp, als auch über den internen Messenger von Booking.com Kontakt zu unseren Gastgebern aufnehmen. Diese kümmern sich sehr nett und zuvorkommend um unseren Transfer vom Jetty, so wird hier die Fähre genannt, zur Unterkunft, Mietautos und Aktivitäten, von denen man auf Praslin einige machen kann. Im direkten Vergleich finden wir, dass Praslin die Insel mit dem ausgewogensten Verhältnis von Ausflugsmöglichkeiten und Ruheplätzen ist. Mahé ist das pulsierende Zentrum. Die Ringstraße ist immer gut befahren, die Strände teilweise sehr voll und man merkt, dass die Seychellen viel Geld mit dem Tourismus verdienen. Auf Praslin ist alles ein wenig ruhiger und nicht ganz so touristisch, haben wir zumindest das Gefühl.

Unsere absolute Empfehlung ist eine Tour zur Insel Curieuse mit dem Curieuse Marine National Park und der vorgelagerten Île St. Pierre, welche auch Robinson-Insel genannt wird, weil sie eine winzige Felseninsel im Meer ist. Touren werden überall angeboten, aber die Eckpunkte sind vermutlich relativ gleich.

Fahrt nach Curieuse Island mit Blick auf Cousine (links) und Cousin (rechts)

Mit einem Motorboot fährt man mit einer kleinen Reisegruppe von ca. 15 Personen entlang der zahlreichen, traumhaften Sandstrände Richtung Curieuse Island, der Schildkröten-Insel. Hier befinden sich über 150 freilebende Aldabra-Riesenschildkröten, die mehrere hundert Jahre alt werden können. Man trifft sie überall auf der Insel an. Geschützt durch ihre großen Panzer bewegen sie sich wie in Zeitlupe und kümmern sich absolut nicht um die fremden Besucher. Ihre Gleichgültigkeit zeigt einem, dass man nur ein Besucher in ihrem Reich ist. Diese Besucher sind den Tieren aber sehr willkommen, da sie in einer Rangerstation sehr medien- und touristenwirksam gefüttert, aufgezogen und wenn sie groß genug sind, freigelassen werden. In dieser geschützten Umgebung haben die bis zu 200 Kilogramm schweren Tiere keine natürlichen Feinde und lassen sich von den Touristen gerne streicheln und mit Früchten verwöhnen. Ein absoluter Renner sind die kleinen schmackhaften Bananen, damit kann man sie sehr gut für ein gemeinsames Foto anlocken.

Ein weiteres Highlight der Tour sind natürlich die vielen Strände, die man mit dem Motorboot sehr gut erreichen kann und die Schnorchelspots. Zwar gibt es ein paar Warnschilder wegen möglicher Haiangriffe, uns ist aber kein Hai aufgefallen und wir haben auch von keinen Zwischenfällen mitbekommen. Zum Schnorcheln eignet sich der Anse Lazio an der Nordwest-Küste Pralins sehr gut. Zwar sind hier einige Menschen im Wasser, diese verteilen sich aber ganz gut auf die gesamte Bucht. Das Riff geht einigermaßen steil in die Tiefe und zahlreiche Korallenfische tummeln sich an den Granitsteinsbrocken, welche den Seychellen überwasser ihr einzigartiges Aussehen geben. In kleinen Felsspalten kann man mit etwas Glück Oktopusse und Schildkröten sehen, letztere gleiten majestätisch durch das Wasser davon, wenn sie einen entdecken.

Neben der beeindruckenden Unterwasserwelt und den weltklasse Sandstränden hat Praslin auch überwasser im Landesinnere einiges zu bieten. Allen voran das Vallée de Mai mit seinem Nationalpark und der weltbekannten und nur auf den Seychellen endemischen Coco de Mer Palme, das seit 1983 zum UNESCO Weltnaturerbe gehört sowie das im Südosten der Insel gelegene Fond Ferdinand Nature Reserve. In beiden Nationalparks ist die Coco de Mer Palme, die Meereskokosnuss“ mit ihrer auf der Welt einzigartigen Nuss der Touristnemagnet. Eine Geschichte besagt, dass der Name der Pflanze daher kommt, dass die ersten Siedler und Seeleute sich ihre Herkunft nicht erklären konnten, die Hüllen am Strand gesehen haben und dann annahmen, dass diese besondere Nuss aus dem Meer kommt.

Der Wind rauscht im Vallée de Mai durch die mannsgroßen Palmblätter

Nicht umsonst wird die weibliche Frucht auch „Popo de Mer“ genannt, weil ihre äußere Form stark an ein menschliches Frauenbecken erinnert. Sie ist die größte und schwerste Nuss der Welt und kann bis zu 18 Kilogramm schwer werden. Die Ausfuhr der Nüsse ist streng reglementiert und nur mit registrierten und mit einer Seriennummer versehenen Exemplaren möglich. Die Kosten liegen bei ca. 200 bis 300 Euro pro Nuss. Ganz in Anlehnung an die menschlichen Genitalien, als wären Mutter Natur die Ideen ausgegangen, sieht der männliche Blütenstand auch sehr ähnlich dem menschlichen aus. Eine weitere Geschichte, welche sich auf den Seychellen erzählt wird, besagt, dass sich in stürmischen Nächten die männlichen und weiblichen Palmen vereinigen. Aber kein Mensch darf dieses Schauspiel mit ansehen, sonst würde er oder sie es mit dem Leben bezahlen. Vermutlich gibt es deshalb keine bestätigten Quellen über diesen Vorgang.

Die Unterkünfte und kulinarischen Möglichkeiten auf Praslin sind zahlreich. Man kann sich in einem der schicken Hotels einmieten und in einem der vielen Restaurants Essen gehen, oder etwas einfacher eine der zahlreichen Ferienwohnungen mieten und selber kochen, so haben wir es gemacht. Die Angebote in den örtlichen Supermärkten erscheinen uns etwas eingeschränkter als auf Mahé, aber das ist alles im Rahmen, sodass wir uns auch hier schöne Gerichte mit zum Teil lokalen Zutaten kochen können. So wandern die frisch gepflückten Zimtblätter aus dem Font Ferdinand Nature Reserve direkt in meinem ersten, selbstgekochten seychellischen Auberginen-Curry mit Gewürzen vom Sir Selwyn Selwyn Clarke-Market und Basmatireis. Nach diesen ereignisreichen Tagen reisen wir mit der Fähre weiter nach La Digue.

La Digue

Wir stellen fest, dass auf den Seychellen jede Insel ihren ganz eigenen Charakter hat. Mahé ist mit der Hauptstadt Victoria das pulsierende, hektische Zentrum des Inselstaates, Praslin ist etwas ruhiger und beeindruckt mit einer unglaublichen Natur und Unterwasserwelt, aber mein persönlicher Favorit ist die kleine Insel La Digue, die etwa eine Stunde mit der Fähre östlich von Praslin liegt. Sie ist meiner Meinung nach die entspannteste Insel auf unserer Reise. Das kann auch daran liegen, dass alles etwas langsamer geschieht als wir es gewohnt sind. Es beginnt schon bei der Fortbewegung, denn erst sein ein paar Jahren gibt es Autos auf der Insel. Die Anschaffung ist reglementiert und nur mit einer speziellen Erlaubnis möglich. Viele Inselbewohner und Touristen fahren mit Golfcarts oder uralten Fahrrädern, die eine positiv gesagt mangelhafte Fahrtauglichkeit haben. Gerissene Ketten und platte Reifen sind hier Standard. Bei solchen Schwierigkeiten sind die Seychelloirs aber wieder gewohnt entspannt, extrem freundlich und hilfsbereit und stellen einem sofort ein neues Rad zur Verfügung. Vermutlich reparieren sie das kaputte Rad notdürftig und verleihen es dem nächsten Touristen wieder für den vollen Preis, bis auch dieser mit einer gerissenen Kette oder einem platten Reifen am Straßenrand steht. Das ist hier der Lauf der Dinge.

Feiner Nieselregen über La Digues Innland

Unsere Unterkunft ist eine traumhafte Lodge, mitten im Dschungel des Inselinnlandes gelegen. Als wir ankommen regnet es so fein, dass die Tropfen von unserem Balkon aus so aussehen, als würde sich ein großes Seidentuch auf die uns umgebende Welt legen. Hinter uns erhebt sich das Inselinnere bis auf 333 Meter, umliegend befinden sich an der Küste der Insel die schönsten Sandstrände der Seychellen, einige meinen der Welt. Diese wollen wir in den nächsten Tagen in aller Ruhe erkunden.

Die gesamte West-, Nord- und Nordostküste der Insel ist von einem Korallenriff umgeben, welches zum Beispiel vom Anse Sévère aus problemlos erreichbar ist. Hier kann man tolle Schnorchelerlebnisse mit Korallen und Korallenfischen haben, eine entsprechende Unterwasserkamera oder GoPro ist empfehlenswert.

Die Südostküste trumpft mit beeindruckenden Sandstränden auf, problematisch ist hier nur der Wind, der zu unserer Reisezeit im Juli-August so stark ist, dass Schwimmen hier untersagt und auch nicht möglich ist. Meterhohe Wellen branden in die Buchten des Grand´Anse, Petite Anse und Anse Coco, welche nur über einen verworrenen Trampelpfad über die auf den Seychellen typischen Granitfelsen und durch den Dschungel zu erreichen sind. Der mühselige Weg lohnt sich trotzdem, denn eine Besonderheit ist hier der Seychellen-Paradiesschnäpper, welcher sehr selten ist und zu den auf den Seychellen endemischen Vogelarten gehört. Durch sein tiefblau gefärbtes Federkleid ist er sehr gut zu erkennen. Auf dem kurzen Weg durch sein Brutgebiet ist er relativ zutraulich und lässt sich gut fotografieren.

Der auf den Seychellen endemische Seychellen-Paradiesschnäpper im Schutzgebiet am Grand‘ Anse

Die übrigen Strände sind sehr gut zu Fuß und mit dem Rad zu erreichen, einzige Ausnahmen sind der Anse Marron, den man nur mit Führer und über einen abenteuerlichen Weg zu Fuß erreichen kann und der Anse Source d‘Argent, der im kostenpflichtigen L‘Union Estate liegt.

Das L‘Union Estate ist vermutlich der bekannteste Ort auf La Digue, mit dem bekanntesten Sandstrand der Inselgruppe, dem Anse Source d’Argent. Das im Südenwesten der Insel gelegene Gebiet ist das Gelände einer ehemaligen Kokosnuss- und Vanilleplantage, deren Gebäude und Anlagen bis heute erhalten geblieben und teilweise auch für Touristenzwecke noch in Betrieb sind. Hier ist ganz besonders die Kolonialgeschichte der Seychellen aufgearbeitet und erkundbar. Für etwa 100 Seychellische Rupies (SCR) bekommt man ein farbiges Armband, dann kann man mit dem Rad den ganzen Tag umherfahren, Fotos machen, die Gegend erkunden und zum weltberühmten Strand fahren. Ein Tipp aus unserem Reiseführer ist, sich das Band schon am Vorabend zu holen, da man dann am Abend und am nächste Tag Zutritt hat. Kurz nach dem Betreten der Anlage fährt man an einem alten Friedhof vorbei, der eher an einen Piratenfriedhof aus Fluch der Karibik erinnert, tatsächlich aber die letzte Ruhestätte einiger der ersten Siedler ist. Die Grabsteine sind wunderschön verziert.

Auf dem Gelände stehen einfache Unterkünfte, eine Farm mit Rindern, das im typischen Kolonialstil erbaute und sehr imposante Haupthaus, welches heute als Kunstgalerie genutzt wird und einen kleinen Souverniershop im Untergeschoss hat, und einige Gebäude zur Kopra-Herstellung, wie beispielsweise die Koprafabrik. Kopra ist das getrocknete weiße Fleisch der Kokosnüsse, aus dem in weiteren Verarbeitungsschritten Kokosraspeln und Kokosöl hergstellt wird. Die Produktionsschritte dieses wichtigen Naturprodukts werden auf dem großen Gelände des L’Union Estate anschaulich dargestellt.

Als erstes werden die Kokosnüsse nach der Ernte mit einer Art Spitze geschält und geöffnet. Danach werden sie etwa einen Tag in einem Ofen erhitzt, damit die Feuchtigkeit im Fruchtfleisch verdampft und es trocknet. Jetzt ist das getrocknete Fruchtfleisch, die Kopra, einfach von der Schale zu lösen. Um Kokosraspeln, welche zur Herstellung von Öl gepresst werden, zu erhalten, wird das Rohmaterial in der Koprafabrik auf La Digue in einer großen, früher von einem Ochsen angetriebenen, Mühle gemahlen.

Im Zentrum der Anlage befindet sich ein sehr imposanter Granitmonolit, welcher von einem Blumenmeer von vermutlich dickstieligen Wasserhyazinthen umrandet wird. Um ihn herum befindet sich das Aldabra-Riesenschildkröten Gehege, welches wir aber etwas komisch finden, da uns die freien Tiere auf Curieuse einen glücklicheren Eindruck machen. Eindrucksvoll wird einem hier aber wieder der geologische Ursprung dieser Inseln verdeutlicht. Denn man mag es kaum glauben, aber man steht hier vor urzeitlichen Bergspitzen. Vor ca. 200 Millionen Jahren sah die Oberfläche unserer Erde noch ganz anders aus. Auch die Höhenverhältnisse waren ganz andere. Zu dieser Zeit waren alle Kontinente eng zu einer Art Superkontinent zusammengerückt, Gondwana. Vor etwa 180 Millionen Jahre brach dieser Superkontinent auseinander und die tektonischen Platten mit den auf ihnen befindlichen Kontinenten bewegten sich. Verursacht wird diese andauernde Bewegung der tektonischen Platten durch sogenannte Konvektionsströme, also Ströme des unter den Platten befindlichen Magma. In Folge dieser Ereignisse und andauernden Veränderungen der Erdoberfläche bildeten sich mehrere Seebecken, in die der Kontinent, zu dem die Seychellen damals gehörten, unter die Meeresoberfläche abtauchte. Heute sieht man nur noch die ehemaligen Bergspitzen an der Oberfläche, welche die heutigen Granitinseln bilden. Die Inseln North, Silhouette und Platte bilden Ausnahmen, da sie vulkanischen Ursprungs und vor ca. 65 Millionen Jahren nach Ausbrüchen entstanden sind.

Die meisten Touristen schauen sich die historischen Gebäude und den beeindruckenden Granitmonoliten aber nur sehr oberflächlich an und fahren schnell an ihnen vorbei. Ihr Ziel ist ein anderes. Jährlich pilgern nämlich zehntausende Touristen an den Anse Source d‘Argent, denn er ist der Traumstand schlechthin und Sehnsuchtsort vieler Seychellenreisender. Nicht wenige Fallen hier auf die Knie, holen anschließend ihre weißen Kleider und Leinenanzüge aus den Koffern und heiraten in tropischer Atmosphäre am Strand. Ein anschließendes Fotoshooting an und auf den vermutlich meistfotografiertesten Granitfelsen der Erde, des Pointe Source d’Argent, darf natürlich nicht fehlen. Wir sind eher enttäuscht, da uns der Weg entlang des Strandes recht lang erscheint und der Strand selbst nur relativ klein ist. Etwas nervig sind für uns die zahlreichen Touristen, die Tiktok-Videos und Instagram-Fotos machen. Außerdem ist der Wind so unangenehm, dass wir lieber an einen geschützteren Platz gehen.

Neben der beeindruckenden Natur ist die kleine Stadt La Passe auf La Digue auch sehr schön. Kleine Läden und eine gute Auswahl an Restaurants und Take Aways, die hier recht gut sind, laden zum abendlichen Bummeln und Radfahren ein. Abends dröhnt laute Musik aus den Bars und der Reggaebar, welche ein großes Bob Marley Bild an der Hauswand hat. Aber was wären die Seychellen ohne ein kleines Abenteuer. Auf La Digue besteht es darin, dass die Sonne am Abend sehr schnell untergeht, was für Regionen in Äquatornähe typisch und ganz normal ist, es aber auf La Digue keine Straßenbeleuchtung gibt. Das scheint die Inselbewohner aber nicht sonderlich zu interessieren, da sie auch spät nach Sonnenuntergang teilweise mit mehreren Personen auf den Rädern durch die Nacht flitzen. Wir sind etwas vorsichtiger und fahren mit dem Handylicht in der einen und dem Lenker in der anderen durch den Dschungel zurück zu unserer Unterkunft. Wenn man diese ungewohnte Umgebung im Dunkeln erlebt, hört man auf einmal überall Geräusche und fühlt sich von tausend hungrigen Augen beobachtet. Aber am Ende ist alles gut und wir erreichen wohlbehalten unsere Lodge. Am nächsten Tag geht es leider wieder über Praslin zurück nach Mahè und dann langsam zurück in den Alltag.

Dramatischer Sonnenuntergang am Anse Sévère mit Blick auf Praslin

Schlussbemerkung

Abschließend können wir nur sagen, dass die Seychellen ein absolutes Traumziel sind und man echt das Gefühl hat, dem Paradies ein wenig näher zu sein als sonst. Die Natur ist über- und unter Wasser absolut beeindruckend und leicht zugänglich, wenn man die Gezeiten einhält und sich an der windabgewendeten Seite der Insel befindet. Die Menschen sind entspannt und zuvorkommend, einzig muss man sich mit einem etwas schlechteren Service und einer allgemein eher langsamen und relaxten Art und Weise anfreunden. Nach einiger Zeit verinnerlicht man diese aber auch ein wenig und nimmt sie ein Stück weit mit nach Hause.

Die Flüge sind problemlos in Deutschland buchbar und man kommt mit einem kurzen Zwischenstopp, bei uns war es Dubai, direkt auf Mahé an. Dann ist man direkt am Urlaubsziel und kann sofort starten. Die Unterkünfte haben wir über Booking.com.com gemietet, wodurch wir eine gute Übersicht unseres Zeitplans hatten und immer Kontakt zu den Vermietern aufnehmen konnten. Außerdem hat man eine gute Auswahl und die Unterkünfte waren gutbesetzte auf eine Ausnahme. Das auf Mahé im Süden gelegene Hotel Barista an der Takamaka Beach war sehr alt und hat uns leider nicht überzeugt. Hoffentlich tut sich in den nächsten Jahren etwas an der Ausstattung, sonst können wir das Hotel nicht empfehlen.

Die Fähren haben wir auch vom Vorfeld gebucht und die Tickets ausgedruckt. So erspart man sich ein ewig langes Prozedere am Checkin im Hafen, da man nur auf die Fähre darf, wenn man die Reservierung in ein ausgedrucktes Ticket umgewandelt hat. Dies kann einige Zeit dauern und anschließend muss man noch das Gepäck aufgeben, was man auch einplanen muss, sonst fährt die Fähre ohne einen los.

Als Reisedauer empfehlen wir zwei bis drei Wochen, wenn man alle drei Inseln erkunden möchte. Die meiste Zeit würden wir auf La Digue einplanen, da uns diese Insel am besten gefallen hat und sie einen tollen Mix aus Kultur, Natur, Abenteuer und Erholung bietet. Bei einer nächsten Reise würden wir uns definitiv einen Mietwagen leihen und Mahé noch etwas mehr erkunden, denn auf den Seychellen sagt man, wer einmal von der Brotfrucht probiert hat, der wird irgendwann auf die Seychellen zurückkehren. Aus diesem Grund dürfen die Breadfruitchips zum frischen Seybrew am Abend nicht fehlen.

Urlaubsimpression: Takamaka Beach, Seybrew, Hibiskusblüten und Sonnenuntergang